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Unbequem bleiben: Ein rassis­mus­kri­ti­sches Symposium

Die Gleichstellung der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe veranstaltet ein interdisziplinäres Symposium mit Workshops, Vorträgen und Ausstellung zum Thema Rassismuskritik.

 

Donnerstag, 18. Januar 2024

9:30 bis 21:00 Uhr

Kunstakademie Karlsruhe
Reinhold-Frank-Straße 81
76133 Karlsruhe

 

Zum zweiten Mal richtet die Gleichstellung der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe ein Symposiumaus, welches an das erste Symposium "Talking Back – Diskriminierung entgegenwirken" anknüpft, und einen dezidierten Fokus auf Antirassismus und Rassismuskritik setzt.

Alle Akteur*innen im Felde der Kunst, Theorie und Bildung sind eingebettet in unsere Gesellschaft, derenRassismus systematisch in politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Strukturen verwurzelt und oft intersektional wirksam ist. So halten auch Kunsthochschulen diskriminierende Praktiken, Politiken und Strukturen aufrecht.

Das zeigt sich besonders in der dominanten Präsenz weißer Positionen in Kunst und Kultur. Es stellt sich die Frage, warum der tradierte Kanon, der an Kunsthochschulen meist gelehrt wird, oft keine kritische Auseinandersetzung mit anderen kulturellen Perspektiven zulässt? Daher möchte das Symposium dahingehend einen Impuls setzen und inhärente Vorbehalte genauer unter die Lupe nehmen, Perspektiven für BIPoC (Black, Indigenous and People of Color) entwickeln und antirassistische Strategien initiieren. Gemeinsam wollen wir Stereotypen und Strukturen aufbrechen sowie die Notwendigkeit einer Dekolonialisierung unterstreichen und die Implementierung antirassistischer Handlungskompetenzen an derAkademie fördern.

 

Das eintägige Symposium ist dreigliedrig:

Vormittags können Interessierte aus zwei Workshops wählen, die sich dem Empowerment von BIPoC und dem Schmieden von Bündnissen zuwenden. Zeitgleich gibt es einen Reflexionsraum für weiße Personen mit Übungen und Leseecke. Nach einem gemeinsamen Mittagessen, wird am Nachmittag der Vortragssaalfür drei Vorträge geöffnet und schließt mit einem musikalischen Beitrag ab.

Den ganzen Tag über kann eine begleitende Ausstellung im Lichthof besucht werden. Organisiert vom ZAD (Zusammen Antidiskriminierung) werden studentische Arbeiten gezeigt und so der Tag um die künstlerische Auseinandersetzung mit Rassismus und Diskriminierung ergänzt.

Der Titel "Unbequem bleiben" ist angelehnt an Donna Haraways Buchtitel "Staying with the Trouble" (dt. "Unruhig bleiben"). Haraway verknüpft als feministische Theoretikerin und Wissenschaftlerin sozialkritische Ideen miteinander und setzte so bereits in den 1980ern mit dem Cyborg Manifesto Meilensteine. Ihr Buchtitel "Staying with the Trouble" fordert dazu auf, sich den Herausforderungen und Unannehmlichkeiten unserer Zeit aktiv zu stellen und nicht vor ihnen zurückzuschrecken.

Das bedeutet im Kontext des Symposiums, dass sich die Akademie aktiv gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzen muss, selbst wenn es unangenehm, oder auch herausfordernd oder schwierig wird. Wir nutzen diesen Tag, um solche Diskussionen und Reflexionen zu fördern und ermutigen Mitglieder der Akademie, aktiv zu werden und unbequem zu bleiben.

Anmeldung für die Workshops bis 15.01.2024 an
ilona.guenthner(ät)kunstakademie-karlsruhe.de

 

Veranstalter*innen:

Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe
Die Gleichstellung
ZAD und AStA

Gleichstellungsbeauftragte: Prof. Ulla von Brandenburg 
TutorIn: Allmas
Kuratorin: Carmen Westermeier 
Mitarbeit: Yul Koh

 

Programm (als PDF):

 

9:30–10:00 Uhr

Begrüßung & Eröffnung der Ausstellung im Vortragssaal

Mit Prof. Ulla von Brandenburg, Yul Koh, Carmen Westermeier, Allmas Atta-Rafi und dem ZAD

 

10:00 bis 14:00 Uhr — Workshops

 

SchwarzRund (keine/SR) - „Surviving white academia“ Empowerment Workshop für BIPoC

«Surviving White Academia» – ja, aber wie genau? Antworten darauf sind vielfältig, widersprüchlich, traurig und urkomisch. Was passiert eigentlich durch koloniale Praxen mit mir? Wie kann ich Sorge für mich tragen, ohne mir selbst die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn ich am Ende des Tages trotzdem am Ende bin? Wir suchen gemeinsam erste Schritte, die Referent*in teilt Wissen und Erfahrungen anderer Studierender.

SchwarzRund (keins oder SR/they/@) kam als Schwarze Deutsche Dominikaner*in mit drei Jahren nach Bremen, lebt seit über einem Jahrzehnt in Berlin. Auf schwarzrund.de und in diversen Magazinen schreibt SR zu mehrdimensionalen Lebensrealitäten inner- und außerhalb von Communitys. Das verhandelt SR auch auf der Bühne als Referent*in und Poet*in. Im Bachelor und Master studierte SR Kulturwissenschaften und Gender Studies. Forschungsschwerpunkte sind Queere Schwarze Interventionen und Afrx-Latinx Identitäten. Derzeit promoviert SchwarzRund in der Forschungsgruppe Contested Democracy derUniversität Erfurt zum Demokratieverständnis bei Audre Lorde

Teilnehmerinnenzahl ist auf 20 begrenzt. Anmeldung bitte bis 15. Januar 2024 unter: ilona.guenthner(ät)kunstakademie-karlsruhe.de

 

Ülkü Süngün - On being included – Empowerment, Austausch und Information for BIPOC-only

Ausgehend von Textauszügen aus „On Being Included“ von Sara Ahmed, werden Formen des institutionellen Rassismus definiert und Strategien entwickelt, damit umzugehen. Ülkü Süngün lädt für diesen Workshop alle Interessierten BIPoC der Akademie Karlsruhe ein, um in Austausch miteinander zu kommen, sich institutionsübergreifend zu vernetzen und einen langfristigen Öffnungsprozess anzustreben. Zum Ausklanggibt es Çay & Sohbet - offen für alle. Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt.

Ülkü Süngün (*1970) ist bildende Künstlerin und lebt und arbeitet in Stuttgart, wo sie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Bildhauerei studierte. Mit ihrer künstlerischen Forschung untersucht sie mittels prozessorientierter wie kollaborativer Ansätze Migrations- und Identitätspolitiken ebenso wie Erinnerung.

Hierfür nutzt sie Medien wie Fotografie, Video, Installation und Bildhauerei. Mit dem 2017 gegründeten >>Institut für Künstlerische Migrationsforschung<< macht sie diese künstlerische, sozial- undgesellschaftskritische Praxis strukturell sichtbar und nutzt Räume nomadisch.

Teilnehmerinnenzahl ist auf 18 begrenzt. Anmeldung bitte unter: ilona.guenthner(ät)kunstakademie-karlsruhe.de

 

12:00 bis 12:45 Uhr — Mittagspause mit warmen Essen

 

14:00–15:00 Uhr  

Inputs

von Ulla von Brandenburg und Carmen Westermeier, dem ZAD, Community Toolkit Workshop der HfG Karlsruhe und den Diskriminierungs Beauftragten der Akademie im Lichthof

 

15:00 bis 20:30 — Vorträge im Vortragssaal:

 

15:00–16:30 Uhr 

Evein Obulor - Kann Kunst Antirassismus

In ihrem Vortrag “Kann Kunst Antirassismus?” wird Evein Obulor zunächst einen Fokus auf die strukturellen Wirkweisen von Rassismus legen, um greifbar zu machen, wie diese auch den Kunstbetrieb auf unterschiedlichen Ebenen beeinflussen. Anschließend diskutiert sie Strategien, diese strukturellenBarrieren abzubauen und geht gleichzeitig darauf ein, welchen Widerständen Personen ausgesetzt sind, die versuchen, diese Strategien umzusetzen.

Evein Obulor (sie/ihr) setzt sich auf verschiedenen Ebenen unserer Gesellschaft gegen Rassismus ein. In ihrer derzeitigen Position als Geschäftsführerin der Europäischen Städtekoalition gegen Rassismusbefasst sie sich mit rassistischen Ungerechtigkeiten auf kommunaler Ebene. Als Gründerin des Migration Hub Heidelberg unterstützte sie Basisorganisationen, insbesondere BIPOC-geführte Gruppen, dabei, ihr Engagement nachhaltiger und sichtbarer zu machen. Mit einem akademischen Hintergrund inPolitikwissenschaft,Spanisch und Pädagogik (Universität Heidelberg) sowie Friedens- und Konflikttransformation

(UNESCO-Lehrstuhl für Friedensstudien, Universität Innsbruck), arbeitet sie als Trainerin und Beraterin für Projekte in den Bereichen Antirassismus, Diversität und Jugend-Empowerment. Sie ist leidenschaftlicheSchwarze Feministin und hat 2021 in Zusammenarbeit mit RosaMag die Essaysammlung Schwarz wird großgeschrieben herausgegeben.

 

17:00–18:00 Uhr 

Jule Bönkost - Kritisches Weißsein

Kritisches Weißsein ist ein Ansatz, der heute aus der Rassismusforschung und rassismuskritischenBewegungen nicht mehr wegzudenken ist. Doch was ist damit genau gemeint? Und was gehört alles dazu? Ausgehend von einem strukturellen Rassismusverständnis thematisiert der Vortrag, was es bedeutet, alsweiße Person privilegiert zu sein und stellt erste Schritte auf dem Weg zum Kritischen Weißsein vor.

Dr.in Jule Bönkost, Amerikanistin und Kulturwissenschaftlerin, ist langjährig erfahrene Trainerin und Autorinim Bereich diskriminierungskritische Bildung. Autorin von "Kritisch weiß sein: Eine Anleitung zum Mitmachen" (Unrast 2023).

 

19:00–20:30 Uhr 

Mika Maruyama – Collectivity as Anti-Racist Practices

How can we engage in anti-racist practices beyond the rhetoric of institutional inclusion and tokenistic anti-racism? Through various artistic and activist approaches focused on anti-racism and anti-colonialism, we will collectively explore creative yettroublesome ways to challenge the established culture of individualism and neoliberal bureaucracy in academia and the art world.

Based in Vienna, Mika Maruyama is a writer, curator, and researcher whose theoretical work explores the intersectionsof queer and feminist theory, as well as the convergence of media culture and the politics of the body. She is currently a Ph.D. candidate at the Academy of Fine Arts Vienna and serves as a board member of the Austrian Association of Wom*n Artists (VBKÖ). Her interdisciplinary practice spans curating and zine-making, as well as collaborative artistic practices driven by her interests in anti-colonial strategies and transcultural imaginaries that challenge dominant narratives and normativity.

 

20:30 Uhr 

Closing mit Live Musik von Nygel Panasco

Nygel Panasco goes on stage wearing horns on its head and mystery around its body. Nygel is smoke, Nygel is water. Nygel leaks into your ears and onto your intimate places. It's R&B, rap, hybridations, and in-betweens.

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