Ulla von Brandenburg in der Städtischen Galerie Karlsruhe

Ulla von Brandenburg, Malerei-Professorin an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, macht den Anfang der neuen Präsentationsreihe „zwischenräume“ in der Städtischen Galerie Karlsruhe.
Die Werke der Künstlerin greifen auf eine Reihe historischer Referenzen zurück, darunter das moderne Theater, das Tableau vivant, Volkstraditionen und zu Ikonen gewordene Architekturen. Im Zusammenspiel mit Gesang, Tanz und Bewegung suggerieren Elemente wie Vorhänge, Kostüme, Requisiten und Bühnenbilder eine symbolische Inszenierung ritualisierter Handlungen und zwischenmenschlicher Begegnungen, die im Zentrum ihres Schaffens stehen.
In der Ausstellung wird der zentrale Lichthof der Städtischen Galerie Karlsruhe zur Bühne für eine Installation, in der sich Film, Performance und Architektur miteinander verbinden. Die Besucher*innen sind eingeladen, sich durch dieses Setting zu bewegen. Die verschiedenen Holz-, Textil- und Keramikobjekte, die wie Theaterrequisiten im Raum verteilt sind, zeigen Ulla von Brandenburgs intensive Beschäftigung mit vielerlei Traditionen und Bräuchen. Zugleich wird eine Ausstellungswand zur Projektionsfläche für den gleichnamigen 16-mm-Film „It Has a Golden Sun and an Elderly Grey Moon“. Der Film umkreist Themen, die auch in ihren anderen Arbeiten wiederkehren: Farbe, Rituale, Bewegung, Treppen und Textilien.
Die Verwendung von farbigen Stoffen, Vorhängen und Kostümen ist überdies narrativer Faden der weiteren acht in der Ausstellung präsentierten Filme, die zwischen 2009 und 2022 entstanden sind. In dieser bewussten Konzentration auf ihr filmisches Werk, abseits jeglicher räumlicher Inszenierung durch großformatige Textilien, verknüpfen sich die Filme in der Ausstellung im Sinne eines übergreifenden Gesamtkunstwerks zu einer losen Geschichte mit vielfältigen Bezügen zu Literatur und Kunstgeschichte, Anthropologie und rituellen Handlungen.
Ulla von Brandenburg, 1974 in Karlsruhe geboren, lebt und arbeitet in Paris und Karlsruhe. Von 1995 bis 1998 studierte sie Szenografie und Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, von 1998 bis 2004 Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Seit 2016 ist Ulla von Brandenburg Professorin für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe.

It Has a Golden Sun and an Elderly Grey Moon

Der Film zeigt eine Performance, die 2016 auf der Bühne des Théâtre des Amandiers in Nanterre, Frankreich, stattgefunden hat. Die beinahe monochrome Szene wird durch das Auftreten der sieben Tänzer*innen unterbrochen, die in choreografierten Bewegungen verschiedenfarbige Stoffbahnen vor sich halten. Die Verteilung der Gegenstände und Handlungen im Raum, die Art und Weise, wie sich die Körper bewegen und miteinander agieren, rufen alte Rituale und Gesten in Erinnerung, die tief im kollektiven Bewusstsein verankert sind. Darüber hinaus rücken gesellschaftliche und historische Fragen nach dem Verhältnis von Individuum und Gruppe, nach dem Kreislauf von Objekten und Materialien oder nach sozialen (Macht-)Strukturen ins Zentrum.
Der Film greift dabei fünf Themen auf, die auch in anderen Arbeiten Ulla von Brandenburgs wiederkehren: Farbe, Ritual, Bewegung, Treppen und Textilien. Diese Motive sind inspiriert von Adolphe Appias modernem Bühnenbild und Architektur, dem Tanz von Rudolf Laban und dem Judson Dance Theater, Franz Erhard Walthers Skulpturbegriff, Samuel Becketts Bewegungsstudien sowie John Cages musikalischer Unbestimmtheit.
zwischenräume
ist eine neue Ausstellungsreihe der Städtischen Galerie Karlsruhe, in der Arbeiten von Künstler*innen aus den Bereichen Video und Installation zu sehen sind. Neben den traditionellen Schwerpunkten Malerei, Skulptur und Zeichnung wird im Rahmen von Sonderausstellungen auch die Weiterentwicklung der Sammlungsbestände imBereich Medienkunst gestärkt.