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Prof. Ursula Ströbele: Digitale Strukturen gegen das Vergessen

Foto: Helena Heilig

Erinnerungskultur, ästhetischer Widerstand, De(kon)struktion und kritische Kanonreflektion – eine Vielzahl an künstlerischen Positionen der Gegenwart verfolgt die kritische Auseinandersetzung mit diesen Themenfeldern. Nora Al-Badri nennt es Technoheritage und entwirft mithilfe eines neuronalen Netzwerks basierend auf mesopotamischen, neosumerischen und assyrischen Artefakten eine Art spekulative Archäologie (Babylonian Vision, 2020). Morehshin Allahyari stellt in Material Speculation: ISIS (2015-2016) Daten ihrer Rekonstruktion der in jüngster Vergangenheit kriegsbedingt zerstörten, antiken Statuen zur Verfügung (The Distributed Monument) und kreiert 3D-gedruckte Miniaturdenkmäler. Egor Krafts Content Aware Studies (2018) basieren auf algorithmisch erzeugten Rekonstruktionen verlorener Fragmente antiker Statuen und Friese. Juan Covellis Speculative Treasures (2020–2022) widmet sich den verschollenen Skulpturen des archäologischen Erbe Kolumbiens und rückt diese aus dem Schatten der Vergessenheit. Der Vortrag erörtert exemplarisch, mit welchen technologischen, partizipativen Möglichkeiten die Erinnerung an historische Ereignisse im kollektiven Gedächtnis bewahrt und die mit dem Kanon verbundenen Hierarchisierungen gleichzeitig kritisch reflektiert werden können.

 

Dienstag 4. Juni 2024, 19:00 Uhr

Vortragssaal
Kunstakademie Karlsruhe
Reinhold-Frank-Straße 81
76133 Karlsruhe

Livestream
kunstakademie-karlsruhe.de/livestream


Ursula Ströbele ist Professorin für Kunstwissenschaft mit Schwerpunkt Kunst der Gegenwart an der Hochschule der Künste, Braunschweig.  Zuvor leitete sie das Studienzentrum zur Kunst der Moderne und Gegenwart am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München (2019-2023). Sie promovierte 2010 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf zu den Bildhaueraufnahmestücken der Königlichen Akademie in Paris (1700-1730). 2020 wurde sie mit der Arbeit »Erweiterung des Skulpturalen. Analysen und Theorien aktueller Grenzphänomene: Non-Human Living Sculptures seit den 1960er-Jahren. Hans Haacke und Pierre Huyghe« habilitiert. Zu ihren aktuellen Forschungsschwerpunkten zählen digitale, zeitbasierte Phänomene des Skulpturalen, Kunst und (queere) Ökologien, Que(e)rschnittsgeschichte der Skulptur des 20. Jahrhunderts, Infrastrukturen der Moderne.

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