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Prof. Dr. Markus Rautzenberg & Mona Leinung: Training ist nicht genug – Zum Umgang mit KI ausgehend vom Begriff der Generativität

Die Beurteilung von KI teilt sich momentan zumeist in zwei Lager, die beide gleichermaßen ungenügend sind: Die eine übersteigert die Risiken ins Apokalyptische, die andere marginalisiert die Potentialität von KI in einer Weise, dass sie unanalysierbar wird. Die eine überschätzt, die andere unterschätzt sie. Die erste – man könnte sie „Frankenstein-These“ nennen - geht davon aus, dass sich das von uns geschaffene Wesen in ein tyrannisches Monster verwandle, das andere – die „Papageien-These“ – postuliert, dass KI nur nachplappere, was wir ihr eingegeben haben und deswegen keinerlei Potential zur eigenen Entwicklung abseits ihres „Schöpfers“ aufweise. Man sieht bereits hier, dass beide Thesen ohne jemals davon zu sprechen, Elternschaftskonzepte als Explikationsmetaphern nutzen. 

Es drängt sich also die Frage auf, ob die Position der Elternschaft ein Erklärungsmodell für die sozialen und epistemischen Implikationen zwischen Mensch und KI liefern kann, ohne dabei in einseitigen kulturellen Narrativen aufzugehen. Elternschaft scheint wie keine andere soziale Beziehung durch eine fundamentale Verkoppelung von Intimität und Alterität gekennzeichnet zu sein, die ebenso Verheißung einer gemeinsamen Zukunft darstellt, als auch Konfliktpotenzial und Bedrohung. 

Der Vortrag von Prof. Dr. Markus Rautzenberg und Mona Leinung versucht dem Verhältnis von Mensch und KI unter diesem Gesichtspunkt nachzugehen: Wie lässt sich mit (künstlichen) Wesen leben, die wir geschaffen haben, aber selten vollends kontrollieren können? Folgt aus der Anerkennung der Andersartigkeit auch eine Verantwortung zur Fürsorge? Und falls ja, wo verläuft die Grenze zwischen Training und Bildung?

Der Vortrag ist der Erste Teil der dreiteiligen Reihe »Kritik des Digitalen«, ein weiterer Termin ist:

4. Juni 2024 – Kritik des Digitalen III:
Ursula Ströbele: Digitale Skulpturen gegen das Vergessen
 

Dienstag 28. Mai 2024, 19:00 Uhr

Vortragssaal
Kunstakademie Karlsruhe
Reinhold-Frank-Straße 81
76133 Karlsruhe

Livestream
kunstakademie-karlsruhe.de/livestream


Prof. Dr. Markus Rautzenberg ist Professor für Philosophie an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Promotion an der Freien Universität Berlin zur Philosophie und Medientheorie der Störung. Forschungsprojekte zur »Non-visuellen Macht der Bilder« und dem Verhältnis von KI und Spiel. Forschungsschwerpunkte: Medienphilosophie, Bildtheorie, Ästhetik, Philosophie digitaler Medien, Phänomenologie. Publikationen u.a.: Bild und Spiel. Medien der Ungewissheit, Paderborn 2020; Framing Uncertainty. Computer Game Epistemologies, Basingstoke 2020; zus. Mit Daniel Martin Feige und Florian Arnold (Hg.), Philosophie des Designs, Bielefeld 2020.

Mona Leinung studierte Visuelle Kommunikation, Kunstwissenschaft und Philosophie in Berlin, Essen und Bochum. Seit 2020 arbeitet und lehrt sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Folkwang Universität der Künste im Fachbereich Gestaltung. Dort forscht sie zu ihrem Dissertationsprojekt mit dem Titel »Hot and Cold. Zur Materialität der Erinnerung« Seit 2023 ist sie außerdem wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kulturwissenschaftlichen Institut (KWI) in Essen. Ihre Forschungsinteressen sind Theorie und Geschichte digitaler Medien, klassische Ästhetik und bildwissenschaftliche Diskurse der Erinnerungskultur.
 

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