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Prof. Dr. Jörg Scheller: Identität im Zwielicht

Der Kunsthistoriker Prof. Dr. Jörg Scheller, Foto: Julius Hatt

In der Medienöffentlichkeit ist "Identitätspolitik" zum Kampfbegriff geworden. In den teils erbittert geführten Debatten wimmelt es von Verzerrungen, Pappkameraden und strategischen Missverständnissen. Dieser Vortrag möchte aus intersektionaler Sicht zur Versachlichung der Auseinandersetzung mit Identitätspolitik beitragen und zugleich für eine komplementäre Politik der Imagination plädieren.
An Beispielen aus Kunst und Theorie sollen sowohl die Potenziale als auch die Grenzen sowie die Genealogien von Identitätspolitik aufgezeigt werden – jenseits eines dualistischen Entweder-Oders und jenseits von Freund-Feind-Framings, von denen auf lange Sicht stets nur Populisten und Reaktionäre profitieren. Der autoritäre Charakter strebt nach Härte, Klarheit, Schärfe, heiligem Ernst und Eindeutigkeit – wenn im Kampf gegen ihn das Wolkige, Wabernde, Hybride, Mehrdeutige, Spielerische und Ironische geopfert werden, hat er schon gewonnen. Nicht zuletzt soll an den in Karlsruhe geborenen Anarchisten Gustav Landauer erinnert werden, der das "Individuum als Welt" beschrieb, anstatt es auf abstrakte Gruppenidentitäten zu reduzieren.

Jörg Scheller ist Professor für Kunstgeschichte an der Zürcher Hochschule der Künste und Gastprofessor an der Kunsthochschule Posen, Polen. Derzeit leitet er das vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierte Forschungsprojekt "Contemporary Art, Peacebuilding, and Popular Culture in Eastern Europe". Er schreibt regelmäßig Beiträge unter anderem für die Neue Zürcher Zeitung, DIE ZEIT, frieze magazine und ist Kolumnist der Stuttgarter Zeitung sowie von Psychologie Heute. Bereits als 14-Jähriger stand er mit einer Metalband auf der Bühne. Heute betreibt er einen Heavy Metal Lieferservice mit dem Metal-Duo Malmzeit. Nebenbei ist Scheller zertifizierter Fitnesstrainer. Zu seinen letzten Buchpublikationen zählen "Identität im Zwielicht. Perspektiven für eine offene Gesellschaft" (2021, nominiert für die Shortlist des Tractatus Preis) und "(Un)Check Your Privilege. Wie die Debatte um Privilegien Gerechtigkeit verhindert" (2022).

Dienstag, 30. Mai 2023, 19:00 Uhr

Vortragssaal Vordergebäude
Reinhold-Frank-Straße 81
76133 Karlsruhe

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