Art and Theory


Kritik: Grausamkeit

Seminar Prof. Dr. Fabian Goppelsröder

Dienstag 10:00–11:30 Uhr
Seminarraum Villa Schönleber
Beginn: 29. April 2024

Grausamkeit ist mehr als nur Gewalt oder Brutalität. Das mittelhochdeutsche grūwesam verweist auf den Schauder, der den Betrachter beim Anblick grausamer Taten ergreift. Im Lateinischen steht Cruor für das rohe Fleisch, dem die Haut abgezogen wird. Wer grausam ist, setzt nicht nur auf Verletzung, sondern auch auf physische oder psychische Qual, handelt gefühllos und unbarmherzig. Zugleich wird Grausamkeit – insbesondere in der Zeit ihrer juristischen Ächtung durch die Abschaffung der Folter seit dem 18. Jahrhundert – als Überschreitungsfigur an der Grenze des Humanen philosophisch wichtig. Nur ein Denken, das kompromisslos, schmerzhaft und darin grausam gegenüber dem Denkenden selbst ist, gilt Friedrich Nietzsche noch als wahrheitsfähig.
Im Seminar werden Texte von u.a. Marquis de Sade, Hannah Arendt, Jean-Luc Nancy oder Cynthia Fleury besprochen und nach einem Verständnis von Grausamkeit gesucht, das ihre kulturgeschichtliche wie philosophische Bedeutung vor dem Hintergrund zeitgeschichtlicher Entwicklungen verbindet.

Um vorherige Anmeldung bis zum 20. April bei Tutor Izak Hochuli wird gebeten.


«Das nächste große Ding nach LSD…» Psychedelika, das Internet und die Vision einer neuen Gesellschaft. (CERN Korrespondenzseminar)

Seminar Prof. Dr. Fabian Goppelsröder

Donnerstag 15:30–17:00 Uhr
Seminarraum Jahnstraße
Beginn: 24. April 2024

Mitte der 1960er Jahre kam es in San Francisco zu einer folgenschweren Verbindung: Counter- und Cyberculture legten gemeinsam den Grundstein für das, was wir heute als Silicon-Valley-Kapitalismus oder neutraler als ‚Kultur der Digitalität‘ bezeichnen. Ein Wandel, der weit mehr ist, als nur der Siegeszug neuer Technologien und medialer Infrastrukturen. Um die Dynamik der Revolution voll zu verstehen, muss man sich nicht zuletzt jener Hoffnungsgeschichte widmen, die in der amerikanischen Alternativkulturbewegung die psychische Entgrenzung durch LSD auf der einen und die technologische Vernetzung durch das Internet auf der anderen Seite zusammenbrachte. Erst dann, so der Ansatz des Seminars, lässt sich eine medientheoretisch und -ästhetisch valide Kritik der heutigen digitalen Optimierungsgesellschaft formulieren.
Im Seminar werden Texte von u.a. Albert Hoffmann, Tom Wolfe, John Markoff oder Fred Turner gelesen und vor dem Hintergrund rezenter, auch politischer Entwicklungen diskutiert.

Um vorherige Anmeldung bis zum 20. April bei Tutor Izak Hochuli wird gebeten.


Auslese: Lee Miller: Kriegsreportagen

Seminar Prof. Dr. Fabian Goppelsröder

Donnerstag 17:15–18:45 Uhr
Seminarraum Jahnstraße
Beginn: 24. April 2024

Sie ist die Frau in Hitlers Badewanne: das Foto von Lee Miller aus der Privatwohnung des „Führers“ in München sollte sie zu einem der bekanntesten Gesichter der Kriegsfotografie des Zweiten Weltkriegs machen. Am 30. April, ein Tag nach der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau und wohl nur wenige Stunden nach dem Selbstmord des Diktators in Berlin, entstand die Aufnahme, die Miller gewissermaßen wieder – wie zu Beginn ihrer Karriere – zum Model vor der Kamera werden ließ. Tatsächlich hatte sie seit Mitte der 1920er Jahre selbst als Fotografin und in Paris als Teil der Gruppe surrealistischer Künstler*innen um Man Ray reüssiert, Anfang der 1930er Jahre ein Fotostudio in New York geleitet und danach einige Zeit mit dem ägyptischen Geschäftsmann Aziz Eloui Bey in Kairo gelebt. 1939 zog sie mit ihrem Partner Roland Penrose nach London, wo sie sich drei Jahre später als Kriegskorrespondentin für den  Condé Nast-Verlag akkreditieren ließ und in der Folge für die Vogue aus den Kriegsgebieten und den Konzentrationslagern in Europa berichtete. Entstanden sind nicht allein einige der beeindruckendsten Fotoserien der Ereignisse dieser Jahre, sondern auch ein Konvolut an Texten, in dem sich die Wucht subjektiver Erfahrung mit einer überraschenden sprachlichen Sensibilität und Beschreibungskraft verbinden. Im Seminar werden wir diese Texte auch vor dem Hintergrund zeitgenössischer Entwicklungen im Hinblick auf eine ‚Theorie des Krieges‘ gemeinsam lesen.

Um vorherige Anmeldung bis zum 20. April bei Tutor Izak Hochuli wird gebeten.


Kolloquium

mit Prof. Dr. Carolin Meister und Prof. Dr. Fabian Goppelsröder

Donnerstag 19:00–22:00 Uhr, 14-tägig
Steinwerkstatt im Bildhauergarten
Beginn: 24. April 2025

Das zweiwöchentlich stattfindende, Abendkolloquium soll eine Plattform zur Präsentation und Diskussion eigener Themen, Lektüren und Projekte sein und die Möglichkeit bieten, sich klassenübergreifend auszutauschen und die künstlerische eigene Arbeit als Gewebe aus Theorie und Praxis zu reflektieren. Zur Vertiefung wird es jenseits der Projektvorstellungen Lektüresitzungen, Textbesprechungen und ergänzende (Gast-)Vorträge geben.

Das Kolloquium ist für alle Studierenden offen und insbesondere auch als Chance für erste Gespräche über Projektideen, Methodenfragen oder Aspekte eines größeren Vorhabens zu verstehen.