Menu Homepage Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe
Date
2018/04/24
Location
Vortragssaal Reinhold-Frank-Str.81 / Vordergebäude

Prof. Josef Walch

HAP Grieshaber: Der betroffene Zeitgenosse... Oder: Der Engel der Geschichte

Ein Schlaglicht auf ein Stück Akademie-Geschichte wirft der Kunstpädagoge und Kunstwissenschaftler Josef Walch mit seinem Vortrag am Dienstag, 24. April, um 19 Uhr im Vortragssaal der Kunstakademie. Selbst Absolvent der Akademie blickt er zurück auf einen der namhaftesten Professoren, HAP Grieshaber. Er stellt anhand des Mappenwerks „Der Engel der Geschichte“ dessen künstlerisch-politisches Engagement dar.

HAP Grieshaber (1909 – 1981), einer der bedeutendsten Grafiker und Holzschneider des 20. Jahrhundert, wurde als Nachfolger des Expressionisten und Brücke-Künstlers

Ernst Heckel 1955 an die Karlsruher Akademie berufen. Im Streit mit der baden-württembergischen Kultusbürokratie gab er sein Lehramt 1960 auf und zog sich als Künstler auf die legendäre Achalm in der Nähe Reutlingens zurück. Horst Antes, Walter Stöhrer, Hans Baschang, Hans-Martin Erhardt, die selbst später als Professoren an Kunsthochschulen unterrichteten, waren neben anderen seine Schüler in Karlsruhe.

Grieshaber, der in der Zeit des Nationalsozialismus Ausstellungsverbot hatte, war zeit seines Lebens ein politischer Künstler, der sich mit seiner Kunst gegen Diktaturen wie in Griechenland oder Chile, gegen die Zerstörung der Umwelt (Walfang), gegen Missstände im Bildungswesen, in der Psychiatrie und vor allem auch 1968 gegen den Vietnamkrieg engagierte. Dabei war das von ihm begründete Mappenwerk „Engel der Geschichte“ von besonderer Bedeutung. Von 1964 bis 1981 erschienen 24 Ausgaben. Jeder dieser Mappen, in denen Grieshaber auch den Dialog mit der Literatur suchte, mit Schriftstellern wie Heinrich Böll, Rose Auslänger, Margarete Hanssmann, Johannes Poethen, Franz Fühmann u.a. , war ein Text des Philosophen Walter Benjamin vorangestellt. Grieshaber engagierte sich dabei auch für Minderheiten, Rechtlose, Verachtete, suchte die Aussöhnung mit Polen, die Freundschaft mit Künstlerinnen und Künstlern der DDR u.a.

Große Sympathie entwickelte HAP Grieshaber auch für die Studentinnen und Studenten der 68-er Generation. 50 Jahre nach 1968 stellt Josef Walch vor allem den politischen Grieshaber vor, auch in seinem exemplarischen Engagement und Selbstverständnis als Hochschullehrer. Das Museum Würth ehrt HAP Grieshaber aktuell mit einer großen Ausstellung. Auf Schloss Villa Ludwigshöhe (Edenkoben/Pfalz) ist eine weitere Grieshaber-Ausstellung zu sehen: "Pans Melodie. Der Grafiker HAP Grieshaber“.