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Date
2016/04/26
Location
Vortragssaal Reinhold-Frank-Str.81 / Vordergebäude

Dr. Claudia Tittel "Die Kunst der Berührung. Taktilität in der Performancekunst"

Reihe KUNST UND BERÜHRUNG

Die Tagung KUNST UND BERÜHRUNG im vergangenen Januar stellte die Frage nach der Rolle der Berührung in der Kunsterfahrung und diskutierte die Möglichkeiten eines somatischen ästhetischen Wissens. In einer Vortragsreihe im Sommersemester, die wieder von Prof. Dr. Carolin Meister (Kunstakademie Karlsruhe) und Dr. Kristin Marek (Hochschule für Gestaltung Karlsruhe) konzipiert wurde, führen nun vier Beiträgen von Kunstwissenschaftlerinnen die Auseinandersetzung mit dem Thema fort. Den Abschluss bildet (Ende Oktober) ein erneuter Vortrag des Philosophen Jean-Luc Nancy, der als der „größte Denker der Berührung“ (Jacques Derrida) gilt und den Anstoß zu der Auseinandersetzung gab.

 

Dr. Claudia Tittel, die am Dienstag, 26. April, um 19 Uhr in der Kunstakademie Karlsruhe zu Gast ist, hat ihren Beitrag „Die Kunst der Berührung. Taktilität in der Performancekunst zwischen Authentizitätsversprechen und leibhaftiger Empfindung“ überschrieben. Ausgangspunkt ihrer Untersuchung ist die Aktion der Künstlerin Charlie Abad, die sich 1979 im Centre George Pompidou nackt sitzend als Tableau vivant auf einem Sockel präsentierte. Sie ging unter dem Titel „Exposition hyperréaliste“ in die Kunstgeschichte ein und zeigte auf eindrucksvolle Weise die Dichotomie zwischen dem körperlichen Nahsinn, dem Tasten, und der distanzwahrenden Sphäre des Geistigen, dem sehenden Fernsinn. Um die „Echtheit“ der „Skulptur“ zu überprüfen, beugt sich der Betrachter auf der überlieferten Fotografie so weit wie möglich nach vorn, sodass der Fern- zum Nahsinn avanciert und dabei die Logik der visuellen Repräsentation von Kunstwerken durchbrochen wird. Vor allem der nackte Körper diente Künstler_innen der Body Art der 1960er und 1970er Jahre als „Argument für die Unhintergehbarkeit und Direktheit“ ästhetischer Erfahrung. Taktilität wurde dabei zum Zeugen einer authentischen (Kunst)Erfahrung und leibhaftigen Empfindung, durch welche die bis heute gültige Trennung zwischen Visualität und Haptik in der Institution Kunst überwunden werden sollte.

 

Der Vortrag von Dr. Claudia Tittel unternimmt den Versuch, die Kunst der Berührung als eine Geschichte der Taktilität in der Bildenden Kunst zu beschreiben, die nicht erst durch die expliziten Berührungsgesten in der Performancekunst, sondern weit früher einsetzt und Taktilität als umfassende ästhetische Erfahrung des Fühlens und Empfindens durch Bilder versteht.

 

 

 

Vortragsreihe KUNST UND BERÜHRUNG weitere Vorträge:

 

31. Mai            Dr. Tanja Klemm, Köln

14. Juni           Dr. Christiane Voss, Weimar

5. Juli              Dr. Karin Harrasser, Linz

25. Oktober     Jean-Luc Nancy, Straßburg

 

Die Reihe wird von der Baden-Württemberg-Stiftung unterstützt.