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Date
2009/06/25
Location
Vortragssaal Reinhold-Frank-Str.81 / Vordergebäude

Das Gemälde, das nicht Bild ist, gefolgt von Anmerkungen zu den Problemen einer nichtidealistischen Ästhetik

Dr. Johannes Meinhardt, Tübingen

Professor Dr. Johannes Meinhardt setzt am Donnerstag, 25. Juni, um 19 Uhr die Reihe „Kunst und Theorie“ fort. Er befasst sich mit der Tradition des Verständnisses von Malerei und zieht Vergleiche mit der Literatur.

Bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts hinein war das Grundmodell für das Verständnis von Malerei (und verwandten Künsten) das Modell der Literatur: auch im Gemälde artikuliert sich (seine äußere oder innere Welt) ein Autor, weswegen ein Gemälde gelesen werden kann und muss. Dabei war, wie in der Literatur, für die künstlerische Verfahrensweise entscheidend, dass sie Unentscheidbarkeiten und Vieldeutigkeiten bewusst und kontrolliert erzeugte: ein Gemälde ist nicht ein Bild, sondern höchstens, unentscheidbar, viele Bilder.

Dieses Modell brach in den sechziger Jahren zusammen und wurde vom Modell des Kunstwerks als bloßes Wahrnehmungsobjekt ersetzt; ein Wahrnehmungs-objekt, das aber aus seinem Kontext herausgelöst und auf spezifische Weise in die Aufmerksamkeit gerückt wird.

Prof. Dr. Meinhardt stellt deshalb die Fragen: Ist noch eine Ästhetik, eine Selbstbeobachtung und Selbstreflexion der Wahrnehmung jenseits der Identifikation des Gegenstandes denkbar? Was könnte der Gegenstand einer nichtidealistischen und nichtsemantischen Ästhetik sein?