Menü Startseite Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe
Laufzeit
06.02. – 03.05.2020
Ort
Städtische Galerie Karlsruhe

Florian Köhler - Tschau Agip

Ausstellung zum Kunstpreis der Werber-Stober-Stiftung

Dem Absolventen der Kunstakademie Karlsruhe Florian Köhler wurde der Kunstpreis der Werner-Stober-Stiftung für das Jahr 2019 zuerkannt. Die Entscheidung trafen die Mitglieder des Professorenkollegiums. Aus diesem Anlass zeigt der Künstler im ersten Obergeschoss der Städtischen Galerie Karlsruhe seine Ausstellung „Florian Köhler. Tschau Agip“. Die Verleihung des Kunstpreises der Werner-Stober-Stiftung 2019 findet während der Eröffnung der Ausstellung am Mittwoch, 5. Februar 2020 um 19 Uhr statt.

Florian Köhler, 1973 geboren, studierte seit 2001 an der Karlsruher Kunstakademie und schloss 2007 sein Studium als Meisterschüler bei Professor Meuser ab. Nach einem Reisestipendium der Kunstakademie Karlsruhe (2007) und einem 6-monatigen Stipendium an der Cité Internationale des Arts in Paris (2013) lebt und arbeitet der Künstler heute in Karlsruhe-Mühlburg.

An der nahe seines Ateliers gelegenen Tankstelle findet Köhler sein Arbeitsmaterial: Styropor, Flaschen, Getränkedosen, Plastiktüten. „Tschau Agi“– der Künstler nimmt die Überreste der Konsumgesellschaft mit in sein Atelier, dort liegen sie zwischen Gussformen, Gelatineabzügen und fertigen Kunstwerken. In einem schnellen Arbeitsprozess setzt Köhler die gefundenen Materialien zusammen, verbindet sie mit Bauschaum und Plastikfolie, lässt sie bisweilen eine Zeit lang stehen und addiert später das letzte, formgebende Element.

Die um 2014 entstandenen Werke verfolgten zunächst eine prozesshafte Idee: Köhler arbeitete Armierungsgitter in Beton ein. Eine Folge davon war, dass der Beton beim Aushärten aufbrach und eine nachträgliche Veränderung des Kunstwerks bewirkte. Dieser Vorgehensweise folgen die neueren Betonskulpturen nicht, sind diese doch eher von einer intuitiven Arbeitsweise des Künstlers geprägt. Köhler setzt zusammen, was ihm in den Sinn kommt, was gefällt wird weiter bearbeitet. Dies bestätigt sich auch in der Auswahl der Materialien. Die verwendeten Gegenstände sind in unserem Alltag allgegenwärtig und zugleich wertlos. Es handelt sich meist um Verpackungsmaterial beziehungsweise Transportmittel, sie dienen einer anderen Sache, sind Mittel zum Zweck. Und auch Köhler verwendet sie in dieser Funktion: Die zusammengefügte Gussform ist ein Zwischenschritt zum künstlerischen Endprodukt der Betonskulptur.

Das Übersetzen der Gussform in Beton ist ein zentraler Aspekt für den Künstler. Das Resultat sind Skulpturen, die in ihrer Abstraktion eine Allgemeingültigkeit erzielen. Die ursprünglich sehr unterschiedlichen Materialien erhalten eine gemeinsame Ebene, sie werden ihrer Funktion entzogen, die sozialkritische Komponente, die generell der Verarbeitung von Müll immanent ist, wird durch die Abstraktion der Form negiert. Köhler weist den zuvor alltäglichen Bestandteilen eine neue Materialität und Funktionalität zu. Das Wechselspiel der Strukturen steht im Fokus: Das zuvor alles zusammenhaltende Klebeband zeigt in der Betonarbeit eine textile, die Skulptur wie einen Schleier umhüllende Form, das zuvor porös auftretende Material Styropor bildet nun haltgebende Pfeiler aus, der verbindende Bauschaum tritt als weiches Gegenüber zu den harten Formen der Flaschen auf.

So entstehen Skulpturen, die zum detaillierten Hinsehen auffordern. Mitunter lassen sich architektonische Formen entdecken, die in der Verwendung von Beton und im direkten Arbeitsumfeld des Künstlers bestätigt werden. Karlsruhe-Mühlburg, ein von den Betonbauten der 1950er Jahre geprägtes Stadtviertel, ist für Köhler eine positive Energiequelle. Diese positive Energie setzt er in seinen Skulpturen um, die entgegen des schweren Materials Beton und nicht zuletzt aufgrund ihres Wechselspiels der Strukturen eine überraschende Leichtigkeit ausstrahlen.

Öffnungszeiten der Städtischen Galerie Karlsruhe:

Mittwoch bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 18 Uhr,

Montag und Dienstag geschlossen